Donnerstag, 29. September 2011

Pastor droht Todesstrafe

Yucef Nadarchani: Er soll gehängt werden, weil er dem Christentum nicht abschwören will


 
Christenverfolgung in Iran

Pastor droht Todesstrafe
Yucef Nadarchani: Er soll gehängt werden, weil er dem Christentum nicht abschwören will
Dreimal forderte ihn ein Gericht auf, von seinem christlichen Glauben abzuschwören. Dreimal hielt ein iranischer Pastor daran fest - jetzt droht ihm  die Todesstrafe. Der einstige Muslim soll wegen "Abfalls vom Glauben" gehängt werden - das Kanzleramt bestellt den Botschafter ein.
Teheran - Es war die letzte Chance, die ein iranisches Gericht Yucef Nadarchani gab. Der evangelische Pastor sollte sich vom Christentum lossagen. Doch er antwortete: "Ich bin unbeirrbar in meinem Glauben und dem Christentum, ich habe nicht den Wunsch, meinem Glauben abzuschwören." So zitiert die "Times" den Mittdreißiger.
Damit ist das Todesurteil gegen ihn nun letztinstanzlich bestätigt worden. Nadarchanis Vergehen: "Abfall vom islamischen Glauben" und "Verbreitung nicht-islamischer Lehren". Im September vergangenen Jahres hatte ihn ein Gericht zum Tod durch den Strang verurteilt. 2009 war er festgenommen worden, weil er gegen ein Gesetz protestiert hatte, das Schulkinder auch nicht-muslimischen Glaubens zum Koranunterricht zwingt. Seitdem sitzt der Pastor im Gefängnis der Geheimpolizei in der Stadt Lakan ein.

Nadarchani, Vater von zwei Kindern, ist Mitglied der protestantischen Kirche Irans. Im Alter von 19 Jahren war er vom Islam zum Christentum konvertiert. Christen werden in Iran verfolgt, sie können ihren Glauben meist nur im Untergrund praktizieren. Später wurde Nadarchani Pastor, hielt Gottesdienste in privaten Hauskirchen in Rascht ab. Die Provinzstadt liegt etwa 140 Kilometer im Nordwesten von Teheran.

Gegen das Todesurteil legte er Berufung ein, beantragte eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Doch Irans Oberster Gerichtshof bestätigte nach Informationen der "Times" die Entscheidung - allerdings mit zwei Auflagen: Bevor es in Kraft treten kann, sollte das Gericht in Rascht zum einen klären, ob Nadarchani vor seiner Konvertierung zum Christentum als "Muslim gelebt" habe. Das verneinte dieser.

Das gelte nach muslimischem Recht aber nicht, berichten Menschenrechtler, da der Pastor islamische Vorfahren habe, er damit als "echter Muslim" gelte. Und zum anderen sollten die Richter ihm drei Möglichkeiten geben, vom Christentum abzuschwören. Das lehnte der Pastor ab. Ihm droht nun die Vollstreckung der Todesstrafe.

Kanzleramt bestellt iranischen Diplomaten ein
Politiker protestieren: Sie fordern Iran auf, Nadarchani freizulassen. Die Bundesregierung bestellte am Donnerstag deshalb den iranischen Geschäftsträger ein. Der Diplomat bekam vom Kanzleramt die "dringende" Aufforderung übermittelt, dass Thereran auf die Vollstreckung des Todesurteils gegen Pastor Nadarchani verzichtet.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, erklärte, Iran habe sich völkerrechtlich verpflichtet, religiöse Minderheiten zu achten. Der britische Außenminister William Hague forderte Teheran ebenfalls auf, das Urteil aufzuheben.

Auch der Erzbischof von Canterbury, das Oberhaupt der englischen Kirche, Rowan Williams, brach sein Schweigen. Er äußerte seine "tiefe Sorge" angesichts des Todesurteils und der Verfolgung der religiösen Minderheiten in Iran. Hinter den Kulissen versuchen Vertreter der Kirche zu verhandeln, um das Leben des iranischen Pastors zu retten. Zuletzt war vor 21 Jahren in Marschat ein christlicher Gläubiger hingerichtet worden.

Nadarchanis Anwalt äußerte am Donnerstag die Hoffnung, dass sein Mandant womöglich bald frei kommen könnte. Er erwarte eine Entscheidung des Gerichts bis Ende kommender Woche. Zuvor hatte ein Berufungsgericht die Ehefrau des Pastors freigesprochen. Sie war ursprünglich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

heb/dpa/AFP/AP

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